Die Erarbeitung erfolgte im Kollektiv von Klaus Haberl, Picco Kellner und Heini Brossmann. Die Idee entspringt einerseits dem Bedürfnis der Revitalisierung des Kasperls als common sense-Figur und andererseits dem Wunsch, die Facetten des (Puppen-)theaters zu bereichern.
Wir fanden es eben einfach schade, daß dieser Figur ihr politischer, aggressiver, durchwurstlerischer Zug abhanden gekommen war.
Außerdem stellt diese Produktion unseren Beitrag zur Vergangenheitsbewältigung dar und soll helfen zu erkennen, wie stark Gedankengut der nationalsozialistischen Ideologie - und sei es in noch so unscheinbaren Bereichen - vorhanden und unbewußt bis heute wirksam ist.
"Z'erst hamma g'lacht, dann hamma g'want,
ham glaubt wir schlaf'n, hab'n ollas nur dramt"
"A Trara mit an Kiwara-
Ausweisen vorweisen ausweisen"
Erleben sie mit uns historische Jahrmarktszenen:
1850
"A Trara mit an Kiwara"..... "Ein Geplänker mit dem Henker". Sehr marod kummt der Tod - doch Kasper, der alte, setzt sich durch. Statt Kaiser und Zaren kommen andere Narren.
ca 1920
Kasperl bleibt beim Volk. Klassenkampf auf der Puppenbühne. Doch lange währt der Zustand nicht - der Führer ruft Kasper zur Pflicht. Puppenspieler hebt die Hand, haltet sie hin für´s Vaterland! (Kasper in feldgrau)
Von 1938 bis 1945
Pause
Und nach dem Wiederaufbau
Frisch verdrängt und neu gestärkt, geht im Lande man ans Werk! Infantil - ist der Stil. Sehen sie bei uns einen Wurstel, der den Blues -
und die Nase voll - hat! Gott sei Dank gibt´s Pädagogen - so werden Kinder wohl erzogen. Der ORF nimmt sich des Kasperls an - wo er im "Rahmen" bleiben kann. Kasperl, Oma, Pezibär, Prügel gibt es keine mehr - hierzuland kein Widerstand - Widerstand ist abgebrannt! Dem Narren bleibt nur der Ausstieg. Pfeif auf´s Geld, oder dafür! Die größte Narrenfreiheit herrscht in der Psychiatrie (oder: von einem Guglhupf zum andern). Doch g´spritzt ist unser Kasperl nicht - erleben Sie mit uns, wie er ausbricht. Der vor sich selbst flüchtende Fortschritt (Zeitgeist) entpuppt sich auf der Puppenbühne als alter Bekannter (Tod).
"Wende, Wende im ganzen Land - wer steht als nächster an der Wand?"
Ohne pädagogischen Zeigefinger, vielmehr lustvoll und voll Wortwitz, führen Heini Brossmann und Picco Kellner mit ihrer für Österreich einzigartigen Mischung aus Puppenspiel, Kabarett und Moritatengesang durch 200 Jahre "Kasperlgeschichte".
Was für ein böser Kasperl! Das ist nicht der harmlose Spaßmacher aus dem Kinder-TV, das ist der Kasper von den Marktplätzen und Straßenecken, auch Hanswurst oder Pulcinella genannt. Das Theater Trittbrettl holt den Volksliebling von einst aus der Schublade der Geschichte. Heini Brossmann und Picco Kellner singen und spielen diese bitterböse "Kasperliade". Rotzig-freche Pointen, derber Schmäh.